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Ein jüdisches Filminstitut?

Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda tut seinen Job

Berlin

Laut einem Bericht der Jewish Telegraphic Agency genehmigte das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda am 21. April die Einrichtung eines Jüdischen Filminstituts. Der Name war irreführend: Es war nicht zur kulturellen Bereicherung der jüdischen Öffentlichkeit gedacht. Der Hauptzweck des Instituts sollte die Produktion von Filmen sein, die das Leben in Palästina zeigten und deutsche Juden zur Emigration drängten. Mit anderen Worten, der Plan war ein weiterer Teil der Strategie der Nazis, Deutschlands Juden „aus dem Weg zu räumen“. Zur selben Zeit erklärte „Der Stürmer“, eines der schärfsten antisemitischen Blätter in Nazi-Deutschland, Juden müsse der Zutritt zu Kinos und Theatern verwehrt werden.

Entrechtung in Österreich, Freilassung in Dachau

Die Nazis in Österreich erlassen eine Flut an neuen Bestimmungen

Wien

Wenig mehr als einen Monat nach der Machtübernahme der Nazis in Österreich lässt eine Kaskade neuer Bestimmungen und Schritte, die von den neuen Machthabern eingeleitet worden sind, wenig Raum für Optimismus: Die Jewish Telegraphic Agency berichtet für den 14. April aus Wien, es sei geplant, Juden innerhalb von 50 Kilometern aus den Grenzgebieten zur Tschechoslowakei zu vertreiben, österreichische Geschäfte würden auf eigene Kosten der Obhut von Nazi-Kommissaren anvertraut (laut der JTA ist diese Bestimmung im Fall hunderter von Geschäften in jüdischem Besitz bereits in Kraft getreten) und es sei ein Gesetz zur Sicherstellung rassischer Reinheit eingeführt worden. Der eine positive Punkt in dieser umfangreichen Meldung ist die Aussicht darauf, dass alle zur Zeit in Dachau internierten Juden nicht nur freigelassen, sondern auch Einreisegenehmigungen nach Palästina erhalten sollen.

Meinungsumschwung

Pfarrer Breckle fällt den Juden in den Rücken

"Niemand hat die Juden in die europäischen Länder eingeladen. Sie kamen als ungeladene Gäste und haben sich in allen öffentlichen Berufen so sehr in den Vordergrund gedrängt, und nicht unbedingt durch hervorrangende Leistungen, dass man zumindest sagen kann, dass sich ein großes Missverhältnis entwickelt hat."

WIEN

In der neuen Realität Österreichs konnten sich die Meinungen, auch die von Beamten, mitunter recht schnell ändern. Dies blieb internationalen Beobachtern nicht verborgen. In einer Pressenotiz vom 8. April meldet die Jewish Telegraphic Agency, ein katholischer Geistlicher, Pfarrer Breckle von der Dreifaltigkeitskirche in Wien, habe Juden in einem Artikel in „Katholische Aktion“ als „ungeladene Gäste“ in Europa bezeichnet und sie beschuldigt, sich „in den Vordergrund zu drängen“. Hitlers Vorgehensweise habe er als „frei und menschlich“ sowohl den „Ariern“ als auch den Juden gegenüber bezeichnet. Breckle habe seine Ansichten erst in jüngster Zeit geändert und zuvor als der jüdischen Gemeinde gegenüber freundlich gegolten.

Der Existenzgrundlage beraubt

Rechtsanwälte und Marktverkäufer erhalten Berufsverbot

Wien

Laut diesem Bericht der Jewish Telegraphic Agency stellte der 3. April 1938 eine weitere Wegmarke im Prozess der Beschränkung der Berufsfreiheit der österreichischen Juden dar: Von diesem Tag an konnte das Justizministerium nach Belieben jüdischen Rechtsanwälten die Lizenz aberkennen, ausgenommen diejenigen, die ihre Zulassung vor 1914 erhalten hatten oder Frontkämpfer oder unmittelbare Verwandte im Weltkrieg gefallener Soldaten waren. Es wurde geschätzt, dass 800 bis 900 Rechtsanwälte von der neuen Bestimmung betroffen waren. Eine weitere Berufsgruppe, die unter der Nazipolitik zu leiden hatte, war die der Marktverkäufer: Juden, die bewegliche oder feste Marktstände betrieben, war es nicht länger gestattet, auf diese Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Auch waren in der kurzen Zeit seit der Machtübernahme durch die Nazis bereits „Arisierungen“ von Fabriken in jüdischem Besitz erfolgt.

Kein Weg zurück

Das polnische Parlament verabschiedet ein neues Gesetz gegen jüdische Rückkehrer

„Das Gesetz wird Tausende von Juden in Österreich, Deutschland, Palästina und anderswo beeinträchtigen“.

Warschau

Infolge der Annexion Österreichs, des sogenannten „Anschluss“, verabschiedete das polnische Parlament („Sejm“) ein Gesetz, das die Rückkehr von bis zu 20.000 polnischen Staatsbürgern aus Österreich befürchtete, ein Gesetz, laut dem Polen, die mehr als fünf Jahre im Ausland gelebt hatten, ihre Staatsbürgerschaft verlieren sollten. Während sich unter der Piłsudski-Regierung die Lage der Juden etwas verbessert hatte, trat nach dem Tod des Marschalls, insbesondere in der durch das „Lager der Nationalen Einheit“ (ab 1937) geschaffenen Atmosphäre, der Antisemitismus wieder hervor: Universitäten unterwarfen jüdische Studenten einem Numerus Clausus und führten „Ghettobänke“ für sie ein, Juden wurden für die Weltwirtschaftskrise verantwortlich gemacht, ihre Geschäfte boykottiert und geplündert, und hunderte von Juden wurden körperlich verletzt oder sogar getötet.

So weit weg wie möglich

Die Auswanderungsanträge im australischen Konsulat in Österreich erreichen einen neuen Höchststand

„The British consulate general admitted the would-be emigrants in groups of a hundred, giving out applications for visas and information on requirements for settlement in all parts of the British empire“.

Wien

Mehr als zwei Wochen waren seit der Machtübernahme der Nazis in Österreich vergangen. Nach dem anfänglichen Schock und der Fassungslosigkeit unter den Juden des Landes griffen Verzweiflung und Panik um sich. Viele reagierten, indem sie sich über Visabestimmungen für Länder wie die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Australien erkundigten, die Sicherheit und ausreichende Distanz zu der dramatischen neuen Situation in Österreich versprachen. Zwischen dem 24. und dem 28. März gingen allein beim australischen Konsulat 6000 Einwanderungsanträge ein – eine Zahl, die die offizielle Einwanderungsquote des Landes bei Weitem überstieg.

In der Heimat verloren

Österreichische Juden und das US-Konsulat in Wien

„Hunderte kamen in der Annahme, die Vereinigten Staaten seien bereit, die Überfahrt von 20.000 Einwanderern zu genehmigen und zu finzieren. Vertreter des Konsulats wandten sich an Gruppen von Antragstellern, um ihnen den tatsächlichen Sachverhalt zu erklären“.

Wien

In einem weiteren dramatischen Bericht aus Österreich beschreibt die „Jewish Telegraphic Agency“ verängstige Juden, die in der fehlgeleiteten Hoffnung auf Unterstützung in das Konsulat der Vereinigten Staaten strömten. Gerade prominente Juden mussten mit Schikanen und Festnahme durch die Gestapo rechnen. Führende Persönlichkeiten des österreichischen Judentums waren gezwungen, die Polizei über ihre Aktivitäten zu unterrichten, während es ihren deutschen Amtskollegen aufgrund eines Einreiseverbots für Juden unmöglich war, ihnen einen Solidaritätsbesuch abzustatten. Des Weiteren berichtet die JTA, die Situation tausender jüdischer Schauspieler sei mittlerweile dermaßen verzweifelt, dass selbst der nationalsozialistische Beauftragte des österreichischen Bühnenvereins eine Kampagne zu ihren Gunsten zulasse.

Diskriminierungen und Verhaftungen

Einen Tag nach dem Anschluss eskalieren die Feindseligkeiten

Wien

Nach ihrem triumphalen Einzug in Österreich verloren die Nazis keine Zeit, die jüdische Bevölkerung des Landes einzuschüchtern und sie aus einflussreichen Stellungen und aus dem gesellschaftlichen Leben zu verdrängen: Prominente Bankiers und Geschäftsmänner wurden verhaftet, andere Juden – besonders solche, die in Bereichen tätig waren, die als „jüdisch“ galten, wie die Presse und das Theater – wurden entlassen und durch „Arier“ ersetzt. Die Atmosphäre in Österreich Juden gegenüber wurde zunehmend feindselig. In Organisationen, deren Ziel es war, die Auswanderung von Juden nach Palästina zu fördern, fanden Razzien statt. Gleichzeitig hatte man die Annullierung der Pässe „gewisser Leute“ angekündigt. Erwähnenswert ist, dass die Zahl der Juden in Österreich im März 1938 etwa 206.000 betrug, womit sie gerade 3% der Gesamtbevölkerung ausmachten.

Stimmen in London

Das Zionistische Aktionskomittee berät zur Lage der Juden in Europa

London

„Die Stimme“ galt als das offizielle Organ des zionistischen Landeskomittees für Österreich. In ihrer Ausgabe vom 9. März zitiert sie eine Meldung der „Jewish Telegraphic Agency“ über die Konferenz des Zionistischen Aktionskomittees in London. Während die Spannung in Österreich stieg, standen auf der Tagesordnung der Konferenz andere dringende Angelegenheiten, wie z.B. die Einwanderung nach Palästina und die Veränderung der britischen Haltung zu diesem Thema. Als besonders wichtig wurden Vorschläge eingestuft, in verschiedenen osteuropäischen Staaten den Preis des Schekels zu senken und Koordinationsräte für zionistische Aktivitäten einzurichten.

Antisemitismus in Österreich

Die Jewish Telegraphic Agency berichtet

Wien

Die „Vaterländische Front“ war 1933 als alleinige Vertretung aller Bürger Österreichs und als Ersatz für die parlamentarische Demokratie ins Leben gerufen worden. Mit ihren starken Verbindungen zur Katholischen Kirche war sie zutiefst antisemitisch. Dennoch waren Juden unter ihren Mitgliedern, und sie verstand sich als Opposition zu den (protestantisch dominierten) Nazis. Als im März 1938 Nazi-Gruppen auf die Straße gingen und stolz das Hakenkreuz zur Schau stellten, berichtet die „Jewish Telegraphic Agency“ auch über eine antisemitische Demonstration an der Wiener Universität, einer Institution, an der seit Jahrhunderten eine anti-jüdische Geisteshaltung grassierte. Am selben Tag berichtet die Nachrichtenagentur über Gegendemonstrationen der „Vaterländische Front“.

Vertrauen in Kanzler Schuschnigg

Der Oberrabbiner Wiens zeigt sich optimistisch

„Wir hatten immer und haben auch weiterhin volles Vertrauen in unseren Kanzler, seine Offenherzigkeit, seine Unvoreingenommenheit und seine Ernsthaftigkeit. Dieses Vertrauen ist durch seine Erklärung am Donnerstag gestärkt worden indem er die Standhaftigkeit zur Verfassung vom Mai 1934 betonte.“

Wien

Ende Februar 1938 schien es für Österreichs Juden noch einige Hoffnungsschimmer zu geben: In einer Predigt in der Wiener Zentralsynagoge brachte Oberrabbiner Israel Taglicht das Vertrauen der österreichischen Juden gegenüber Kanzler Schuschnigg zum Ausdruck. Einige Tage vorher hatte der Kanzler versichert, Österreich werde an den Prinzipien der Verfassung vom Mai 1934 festhalten, die Juden Gleichheit vor dem Gesetz und Religionsfreiheit versprach. Etwa zur selben Zeit war der nazi-freundliche Bürgermeister von Graz entlassen worden, weil er über dem Rathaus die Hakenkreuzfahne hatte hissen lassen. Um Nazi-Demonstrationen zu verhindern, waren die Universität Graz und die Technische Hochschule vorübergehend geschlossen worden.

25 Pfennige

Jüdische Winterhilfe lindert bitterste Armut mit Pflichtbeitrag für Juden in Deutschland

„In gewissen Gemeinden dieser Bezirke beträgt die Anzahl der Notleidenden 40 bis 90 Prozent der gesamten jüdischen Bevölkerung. Das ist teilweise durch die Tatsache erklärbar, dass ländliche Gemeinden der vollen Kraft der antisemitischen Propagandamaschinerie besonders offen gegenüberstehen.“

Berlin

Mitte Februar 1938 berichtet die „Jewish Telegraphic Agency“, seit Jahren eine aufmerksame Beobachterin der Situation der deutschen Juden, einmal wieder über die Situation der Glaubensbrüder in Deutschland und die Bemühungen der Jüdischen Winterhilfe, den akuten Bedürfnisse der Ärmsten gerecht zu werden. Während der neue Pflichtbeitrag eine vorübergehende Erleichterung bedeutet und das Überleben des Winters einfacher macht, führen die zahlreichen Berufsverbote für Juden, die das Naziregime seit 1933 verhängt, zu einer irreversiblen Verschlechterung ihrer materiellen Situation.

Zwischen Täuschung, Lüge und Propaganda

SS-Presseorgan verzerrt die Wirklichkeit der Juden in Deutschland

In zwanzig Jahren wird Deutschland vom größten Teil seiner jüdischen Bevölkerung frei sein, erklärt „Das Schwarze Korps“, das Organ von Kanzler Hitlers Elitetruppe, in seiner aktuellen Ausgabe in einem Leitartikel und beschuldigt die Juden, nicht auswandern zu wollen.

Berlin

Anfang 1938 war eine große Anzahl von Spekulationen hinsichtlich der Zukunft der Juden in Umlauf. Das offizielle SS-Organ „Das Schwarze Korps“ drückt beispielsweise die Vermutung aus, dass nach dem Ausschluss der Juden aus dem geistigen und politischen Leben der Nation die Möglichkeit einer räumlichen Trennung von der Mehrheit der Juden in etwa zwanzig Jahren kein bloßes Hirngespinst sei. Laut dieser Mitteilung, die durch die Jewish Telegraphic Agency (JTA) verbreitet wird, behauptet „Das Schwarze Korps“, die Juden seien nicht gewillt, Deutschland zu verlassen. Auch sei die „geringe Anzahl“ der jüdischen Auswanderer nicht etwa auf Devisen- und andere Probleme zurückzuführen sondern darauf, dass Juden in anderen Ländern keinen Finger zu krümmen bereit seien, um ihren Brüdern dort ein Zuhause zu geben. Tatsächlich hatten 1937 bereits etwa 130.000 Juden (von insgesamt etwa 600.000) das Land verlassen.

Staatenlos die einen, tatenlos die anderen

Antisemitismus in Rumänien

„Charles A. Davila, der frühere rumänische Gesandte in den Vereinigten Staaten, sagte gestern während einer Segelfahrt auf der Conte di Savoia, die gegenwärtige antisemitische Kampagne sei nicht mehr als ,eine vorübergehende Phase‘. Kein Programm, das auf Intoleranz beruht, könne zu einer Lösung der Minderheitenfrage führen, sagte er.“

Iași

Bereits unter der kurzlebigen Goga-Cuza-Regierung war die Hälfte der in Rumänien lebenden Juden durch Entzug der Staatsbürgerschaft zur Staatenlosigkeit verdammt worden. Die Stadt Iași, in der 1855 die erste jiddische Zeitung Rumäniens gedruckt worden war und in der mit Goldfadens 1876 eröffnetem Theater das moderne jiddische Theater seinen Anfang nahm, hatte einen besonders großen jüdischen Bevölkerungsanteil. George Gedye, ein von der New York Times entsandter Korrespondent, berichtet von Ausschreitungen „einer brutalen und skrupellosen Minderheit“ gegen jüdische Bürger der Stadt.

Kein Lohn für Patriotismus

Die Zeitung des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens wird von den Nazis eingestellt.

„Dies ist das zweite jüdische Blatt innerhalb einer Woche, das gesperrt wurde.“

Berlin

Die „C.V.-Zeitung, Blätter für Deutschtum und Judentum“ war das Organ des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Der Central-Verein war liberal-konservativ ausgerichtet und strebte danach, die Interessen aller Juden, ungeachtet ihrer religiösen Zugehörigkeit, zu vertreten. Er sah es als seine Aufgabe, das Selbstbewusstsein der deutschen Juden zu heben und deren Liebe „zu Deutschtum und Judentum“ (Jüdisches Lexikon 1927) zu vertiefen. Der 30. Januar 1938 war für die C.V.-Zeitung der vorläufig letzte Tag eines geordneten Betriebsablaufs. Am 31. ordneten die Nazis die vorübergehende Einstellung ihres Erscheinens an – ohne Nennung von Gründen.

Flüchtlinge zählen

Die Zerstreuung des deutschen Judentums

„Die Vereinigung zur wissenschaftlichen Erforschung von Bevölkerungsproblemen berichtete heute, die jüdische Bevölkerung in Deutschland sei seit Anfang 1933 um ein Drittel zurückgegangen. Laut den Berechnungen von Dr. Kurt Zielenziger, die in der Zeitung der Vereinigung, "Population", veröffentlicht wurden, haben bis Ende 1937 insgesamt 135.000 Juden Deutschland verlassen.”

Amsterdam

Nach der Machtergreifung floh der Wirtschaftshistoriker und Journalist Kurt Zielenziger mit Frau und Sohn nach Amsterdam. Dort gehörte er zu den Mitbegründern des „Jewish Central Information Office“, dessen Ziel es war, die Verfolgung der Juden durch die Nazis zu dokumentieren und die Informationen zu verbreiten. In dieser Mitteilung zitiert die Jewish Telegraphic Agency seine Berechnung der jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland nach Zielländern. Laut Zielenziger hatten bis Ende 1937 etwa 135.000 Juden das Land verlassen.

Die Schlinge zieht sich zu

Die Reichsvertretung der Deutschen Juden appelliert an die Regierung

„Ein beträchtlicher Teil der Judenheit in Deutschland, die überwiegend aus älteren Menschen besteht, ist nicht imstande zu emigrieren und wird seine Tage in Deutschland beenden. Wenn er dem staatlichen Wohlfahrtswesen nicht zur Last fallen soll, darf er nicht vollkommen von allen Erwerbsmöglichkeiten ausgeschlossen werden. Selbst die Fortsetzung einer geordneten Auswanderung - und nur dies hält die Tore der Auswanderung offen - ist nur dann möglich, wenn die wirtschaftliche Existenzgrundlage der Juden nicht weiter beschränkt wird.”

Berlin

Die zunächst so genannte Reichsvertretung der Deutschen Juden war im September 1933 als Interessenvertretung gegründet worden. Nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze musste sie sich in „Reichsvertretung der Juden in Deutschland“ umbenennen. Ihr Präsident war Rabbiner Leo Baeck. Infolge der zunehmenden Verarmung der jüdischen Bevölkerung, der systematisch die Erwerbsmöglichkeiten entzogen wurden, appellierte die Reichsvertretung der Juden in Deutschland an die Regierung, von weiteren Einschränkungen abzusehen: nicht genug damit, dass die fortschreitende Erwerbslosigkeit eine Belastung für das Wohlfahrtssystem bedeute, sie mache auch die Auswanderung unmöglich.

Unerwartete Verbündete

Worte der Solidarität für Deutschlands Juden vom Nationalen methodistischen Studentenkongress der USA

„Die Nationale methodistische Studentenkonferenz hat eine Resolution verabschiedet, die schärfstens gegen die Verfolgung von Juden in Deutschland und anderswo protestiert.“ (Jewish Telegraphic Agency)

St. Louis, Missouri

Während die Methodisten in Deutschland eine Minderheit darstellten, waren sie im englischsprachigen Raum eine wichtige Glaubensgemeinschaft. Bereits 1933 begannen die Nazis ihre Führer zu umwerben und zu willigen Werkzeugen ihrer Propaganda in den Vereinigten Staaten zu machen: nicht genug damit, dass die methodistischen Bischöfe sich jeder Kritik enthielten, sie lobten explizit das, was sie als Erfolge der Nazis betrachteten. Vor diesem Hintergrund ist es umso bemerkenswerter, dass der Nationale Methodistische Studentenkongress die antijüdischen Maßnahmen Nazideutschlands verurteilte.

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