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Besuch beim US-Konsulat

Heinz Ries kann endlich einwandern

Havanna

Nachdem sein erster offizieller Einwanderungsversuch unter abenteuerlichen Bedingungen gescheitert war, bemühte sich der zwanzigjährige Heinz Ries aus Berlin ein weiteres Mal darum, dauerhaft und rechtmäßig in den USA leben zu dürfen. Monatelang hatte er sich illegal in New York durchgeschlagen. Erst mit Hilfe einer Bürgschaft, einer erneuten Einreise über Havanna (Kuba) und wiederholter Vorsprache beim dortigen amerikanischen Konsulat, wo er am 23. Juni 1938 erstmals vorstellig wurde, gelang sein Vorhaben. Nach dem Krieg kehrte er zunächst als Mitarbeiter der Alliierten, dann als Fotoreporter der New York Times für einige Zeit nach Deutschland zurück. Aus diesen Jahren stammen die Fotos der Berliner Blockade und Luftbrücke, die ihn unter dem Namen Henry Ries weltberühmt machten.

QUELLE

Institution:

Deutsches Historisches Museum

Original:

Einwandererausweis der Vereinigten Staaten von Amerika für Heinz Ries ; Inv.No. Do2 2009/488

Eine Wochenzeitung als Rettungsanker

Die „Aufbau“ liefert Tipps zum Neuanfang

„159. Str., 575 West, Apt. 22—Schön möbliertes Frontzimmer für 1 oder 2 Personen, fliessendes Wasser, preiswert.“

New York

Als der Zustrom von Flüchtlingen aus Nazi-Deutschland zunahm, wurde aus dem, was als Jubiläumsheft des German Jewish Club begonnen hatte, schnell eine professionelle Publikation und ein Rettungsanker für die Entwurzelten: Die Wochenzeitung war mit ihrer breiten Auswahl kultureller und sportlicher Aktivitäten unter Schicksalsgenossen ein seelischer Anker, bot aber auch praktische Hilfe bei der Niederlassung im neuen Land. Diese Ausgabe des „Aufbau“ vom Juni 1938 zeichnet sich durch eine große Anzahl von Wohnungsangeboten aus, meist für voll möblierte Zimmer, oft im Stadtteil Washington Heights im Nordteil Manhattans, wodurch Besitzern oder Hauptmietern etwas zusätzliches Einkommen eingebracht wurde. Gleichzeitig wurde erschwinglicher Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, die in der Regel mit sehr wenig Geld und Besitz ankamen.

Professionelle Unterstützung im Adoptionsverfahren

Das Zentralbüro für jüdische Pflegestellen und Adoption macht sich für die Schwächsten stark

„Eine an unserer Arbeit interessierte hiesige Familie (…) hat sich liebenswürdigerweise angeboten, Sie und das von Ihnen ausgewählte Kind für einige Zeit in ihrem Hause als Gast aufzunehmen, damit Sie Gelegenheit haben, in der freundlichen Atmosphäre eines Privathauses das Kind an sich zu gewöhnen, was sicherlich einfacher sein wird, als wenn Sie mit dem Kinde von Anfang an in einem Hotel wohnen müssen.“

WUPPERTAL-ELBERFELD/NEW YORK

Die Zentrale für jüdische Pflegestellen und Adoptionsvermittlung nahm ihr Mandat, Mütter und Kinder zu schützen, sehr ernst: Als Frances und Bernard Rosenbaum aus New York sich für ein Kind zur Adoption entschieden hatten, bekamen sie Hilfe. Die Agentur bot ihnen Unterkunft bei einer Privatfamilie an, damit die Beziehung nicht in einem Hotel beginnen müsse und es für das Kind leichter wäre, sich an seine Adoptivmutter zu gewöhnen. Das Zentralbüro für jüdische Pflegestellen und Adoption war Teil des Jüdischen Frauenbundes, der 1904 von Bertha Pappenheim gegründet worden war, um karitative Tätigkeit zu fördern und gleichzeitig jüdische Identität zu bejahen. Eine Folge dieser Initiative war die Entwicklung einer professionellen Sozialarbeit.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Frederick Rosenbaum, AR 6707

Original:

Archivbox 1, Ordner 1

Für und wider Abtreibung

Ärztegruppe des German Jewish Club lädt zu Vortrag ein

New York

Am 9. Mai lud die Ärztegruppe des German Jewish Club (ein informeller Zusammenschluss von Ärzten) in New York zu einem Vortrag zum Thema Abtreibung ein. Während der Weimarer Republik waren wiederholte Versuche gemacht worden, den Anti-Abtreibungsparagraphen (§218) abzuschaffen oder wenigstens abzuschwächen. Seine Gegner wiesen darauf hin, dass er die Arbeiterklasse unverhältnismäßig benachteilige, da Armut das Hauptmotiv für Abtreibungen darstelle. Ein Abgeordneter, der einen Zusammenschluss dreier Rechtsaußen-Parteien vertrat, darunter die NSDAP, schlug 1926 vor, Abtreibung nur bei Juden zu legalisieren. Unter dem Naziregime, das die Erzeugung „rassisch wertvollen“ Nachwuchses propagierte, war Abtreibung illegal – es sei denn, sie verhinderte die Geburt von Kindern, die als „unerwünscht“ betrachtet wurden. In den Vereinigten Staaten hatte die Wirtschaftskrise zu einer verstärkten Nachfrage nach Abtreibungen geführt, und bereits zu Beginn der dreißiger Jahre waren Hunderte von Abtreibungskliniken aus dem Boden geschossen. Armut und mangelnde Erreichbarkeit qualifizierter Ärzte führten of zu Verletzung oder Tod schwangerer Frauen durch selbst-induzierte Abgänge. Der Vortragende, Dr. Walter M. Fürst, war ein Neuankömmling aus Hamburg.

Betty Blum kämpft für ihren Sohn

Blick in die USA nach Verlust der Arbeitsstelle in Wien

Bruno, mein ältester Sohn, trägt seit Jahren zu unserem Unterhalt bei. Nun, nachdem er seine Stelle verloren und keine Aussicht auf eine neue hat, beabsichtigt er, das Land zu verlassen. Doch leider verschließen sich fast alle Länder vor Einwanderern. Daher sehe ich keine andere Möglichkeit als zu versuchen, eine Einreisegenehmigung in die Vereinigten Staaten zu bekommen.

Wien/New York

Unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Österreich waren jüdische Geschäfte und Firmen der Leitung „arischer“ Kommissare übergeben worden. Im Verlauf dieser „Arisierung“ – tatsächlich die Enteignung und der Raub jüdischen Besitzes – hatte der 30jährige Bruno Blum nach kaum mehr als vier Jahren seine Stelle bei der „Wiener Margarin-Compagnie“ verloren. Da sie begriff, wie gering die Chancen ihres ältesten Sohnes waren, unter dem Naziregime eine neue Stelle zu finden, wandte sich Betty Blum an ihren Cousin Moses Mandl in New York um Hilfe mit einer Bürgschaft. Als sie keine Antwort bekam, schrieb sie diesen Brief an ihren Neffen Stanley Frankfurter, um ihn zu bitten, Moses Mandl zuzureden oder mit der Bitte um Unterstützung an die Hebrew Immigrant Aid Society (HIAS) heranzutreten.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Blum Family, AR 25132

Original:

Archivbox 1, Ordner 5

Reisebüro „Kompass“

Auswandern ist schwieriger als es klingt

„Wollen Sie Ihre Verwandten hier haben? Brauchen Sie Hilfe, die Schwierigkeiten zu überwinden?“

New York

In einer Anzeige im „Aufbau“, die auf deutsche Einwanderer abzielte, bot das „Compass Travel Bureau“ in New York „fachmännische Beratung aller [sic] Einwanderungsangelegenheiten und die Erledigung aller Reiseformalitäten“. Wem es gelungen war, sich bis Mai 1938 noch ein wenig Optimismus zu bewahren, hätte meinen können, keine größere Anstrengung sei vonnöten. Doch die Beschaffung aller erforderlichen Dokumente konnte ein zermürbend langer Prozess sein: Juden, die verzweifelt versuchten, Deutschland zu verlassen, mussten zuerst Quotennummern und eine Unzahl von Dokumenten aus verschiedenen deutschen Behörden beschaffen und sich mit dem langsamen Postdienst abgeben, während sie versuchten, in Amerika Bürgen zu finden.

Pessach-Ball mit „Kölner Jecken“

Die Zionistische Arbeiterbruderschaft sorgt für temporäre Heiterkeit unter deutsch-jüdischen Einwanderern

NEW YORK

Meist war die Jewish National Workers Alliance, unter welchem Namen die Zionistische Arbeiterbruderschaft bekannt war, mit ernsthaften Angelegenheiten beschäftigt: Unter anderem war sie bestrebt, die Arbeiterklasse zu stärken, und in wirtschaftlichen Notlagen, im Fall von Krankheit oder Tod ihrer Mitglieder, Hilfe zu leisten. 1911 hatte sie das erste Versicherungssystem für jüdische Arbeiter eingerichtet. Am 9. April 1938 wich sie von ihrer Kernaufgabe ab und hielt in der deutsch-jüdischen Hochburg Washington Heights in New York einen Pessach-Ball ab. Unter anderem wirkten an dem Programm „Kölner Humoristen“ mit – ein Gütezeichen unter deutschen Einwanderern, die mit Kölner Karnevalsnarretei vertraut waren, einer Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Veranstaltungsort war der Ballsaal der Paramount Mansion, in der verschiedene Institutionen zu Hause waren, die die Interessen deutsch-jüdischer Einwanderer förderten.

Ein Geschmack von Heimat

Eine deutsch-jüdische Auswandererzeitung bewirbt "echte, gute, deutsche Wurst"

„Endlich das, was Sie sich wünschen: die echte, gute, deutsche Wurst, hergestellt aus prima Rind- und Kalbfleisch zu den billigsten Tagespreisen“

New York

Nach den Strapazen ihres erzwungenen Abschieds von der Heimat, oft begleitet von einem Verlust an Status, Besitz und elementarem Vertrauen in die Menschheit, schienen die deutschen Juden wenig Grund zu Heimweh zu haben. Diese Anzeige aus dem „Aufbau“, der deutsch-jüdischen Zeitung mit Sitz in New York, die damals als Mitteilungsblatt des „German Jewish Club“ diente, zeigt, dass jüdische Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland sich dennoch nicht unbedigt eilten, ihre mitgebrachten Essgewohnheiten zu ändern.

Verheißung wird wahr

Kurt Weill feiert seinen 38. Geburtstag in New York

New York

Als Jude, Sozialist und Komponist von Musik, die vom Regime als „entartet“ eingestuft wurde, unerwünscht in Nazi-Deutschland, konnte Kurt Weill seinen 38. Geburtstag am 2. März in Sicherheit feiern: Nach Angriffen durch die Nazi-Presse und gezielten Protestaktionen gegen ihn war Weill bereits 1933 nach Frankreich emigriert. Die Proben zur Uraufführung seiner Oper „Der Weg der Verheißung“ (Libretto: Franz Werfel, engl. Version „The Eternal Road“) in New York gaben ihm Gelegenheit, in die USA zu reisen. Aufgrund zahlreicher technischer Probleme musste die Premiere bis 1937 verschoben werden. Weill ergriff die Gelegenheit, in Amerika zu bleiben. Bis 1938 war neben der genannten Oper auch das Musical „Johnny Johnson“ in New York zur Aufführung gelangt.

Drei jüdische Muttersprachen

Ein Tel-Aviver Schauspieler bringt „junge palästinensische Poesie“ nach New York

„Insbesondere seine hebräischen Programmnummern dürften stärkster Aufmerksamkeit begegnen, weil wohl noch kein Schauspieler in New York Bibel und moderne Poesie in hebräischer Sprache so vollendet vorgetragen hat.”

New York City

Nur wenige unter dem New Yorker Einwandererpublikum, das zu einer dreisprachigen Veranstaltung der Theodor Herzl Society erwartet wurde, waren je hebräischen Muttersprachlern begegnet: Kein Wunder also, dass der „Aufbau” annahm, der hebräische Teil werde die größte Attraktion darstellen. Der Künstler des Abends, der Schauspieler Albert Klar (Sklarz), geboren und aufgewachsen in Tel Aviv, hatte seine Karriere in Berlin unter namhaften Regisseuren wie Reinhardt und Piscator begonnen. Nach New York war er Dank der Einladung des großen jiddischen Schauspielers Morris Schwartz gelangt, der ihn an sein Yiddish Art Theatre engagiert hatte. Der Veranstaltungsort war Ansche Chesed, eine von deutschen Einwanderern gegründete Synagoge auf der Upper West Side.

Kaffeeklatsch im Frankfurt am Hudson

Ein neues Leben in Washington Heights, NYC

Bei Kaffee, Kuchen und Kartenspiel und einem gemütlichen Unterhaltungsprogramm werden die Anwesenden Gelegenheit haben, darüber zu sprechen, was sie bewegt.

New York

Zwischen der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und dem Jahr 1938 waren etwa 16.000 Juden in die Vereinigten Staaten eingewandert. Viele deutsche Juden hatten sich in New York angesiedelt, vor allem im Stadtteil Washington Heights im Norden Manhattans, was ihm den Scherznamen „Frankfurt am Hudson“ einbrachte. Der Veranstaltungskalender des „German Jewish Club“ für den Monat Februar verzeichnet einen „Familienabend mit Kaffee-Klatsch“, der „künstlerische und musikalische Einlagen“ bietet. Die Veranstaltung ist auf die Bedürfnisse der älteren Mitglieder der Gemeinschaft abgestimmt als „Ersatz für Loge, Liederkranz, Resource und andere Vereine“ und verspricht den Teilnehmern die Gelegenheit, über die Dinge zu sprechen, die sie bewegen. Zusätzlich zu den kulturellen Veranstaltungen führt der massive Zustrom deutscher Juden zur Gründung zahlreicher neuer Synagogengemeinden, angefangen mit „Tikvoh Chadoshoh“: „Neue Hoffnung“.

Familie transkontinental

Physische Ängste, wirtschaftliche Sorgen und emotionale Zwangslagen

„Nebenbei, hast Du zufällig Mutters Schmuck bei Dir? Mutter hat mich nämlich gefragt, ob ich Dir etwas davon gesagt hätte, denn ich habe ihnen geraten, ihn zu verkaufen, damit sie etwas haben, wovon sie leben können.“

Chelles/New York

Im Februar 1938 diskutieren zwei Brüder, die auf verschiedenen Kontinenten leben, Joszi Josefsberg in Europa (Chelles, Frankreich) und Arthur Josefsberg in Amerika (New York) in ihrer Korrespondenz, wie man Bürgschaften für die Eltern beschaffen könnte, um diese zu retten. Aber nicht nur die noch nicht sichergestellte Emigration der Eltern beunruhigt Joszi, den Schreiber des Briefes – auch um ihr materielles Überleben macht er sich Sorgen. Überlegungen dieser Art waren weit verbreitet unter Juden, die Eltern, Geschwister und oft auch Ehepartner zurückgelassen hatten. Während der jahrelangen Bemühungen der Nazis, Juden aus zahlreichen Berufen zu verdrängen, war es für die in Deutschland zurückgebliebenen immer schwierger geworden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

 

Einige Monate nach Abschluss des 1938Projekts erfuhr das LBI, dass der Brief bei der Transkription falsch datiert wurde. Obwohl der Brief später als Februar 1938 geschrieben wurde, beschloss das LBI, ihn aufgrund des wichtigen Inhalts weiterhin im Projekt unter dem bisherigen Datum zu belassen.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Korrespondenz von Arthur Josefsberg, AR 25590

Original:

Archivbox 1, Ordner 1

Staatenlos die einen, tatenlos die anderen

Antisemitismus in Rumänien

„Charles A. Davila, der frühere rumänische Gesandte in den Vereinigten Staaten, sagte gestern während einer Segelfahrt auf der Conte di Savoia, die gegenwärtige antisemitische Kampagne sei nicht mehr als ,eine vorübergehende Phase‘. Kein Programm, das auf Intoleranz beruht, könne zu einer Lösung der Minderheitenfrage führen, sagte er.“

Iași

Bereits unter der kurzlebigen Goga-Cuza-Regierung war die Hälfte der in Rumänien lebenden Juden durch Entzug der Staatsbürgerschaft zur Staatenlosigkeit verdammt worden. Die Stadt Iași, in der 1855 die erste jiddische Zeitung Rumäniens gedruckt worden war und in der mit Goldfadens 1876 eröffnetem Theater das moderne jiddische Theater seinen Anfang nahm, hatte einen besonders großen jüdischen Bevölkerungsanteil. George Gedye, ein von der New York Times entsandter Korrespondent, berichtet von Ausschreitungen „einer brutalen und skrupellosen Minderheit“ gegen jüdische Bürger der Stadt.

Deutschsprachiges Schlittschuhlaufen in New York

Klub für deutsch-jüdische Immigranten in den USA lädt zum Wintersport

Yonkers, New York

Unter den vielen Arten körperlicher Aktivität, die der „German-Jewish Club“ den Lesern der amerikanischen deutsch-jüdischen Zeitschrift „Aufbau“ anbot, wie z.B. Tischtennis, Skifahren, Schwimmen und sogar ein „Katerbummel“, war auch eine Einladung zum Schlittschuhlaufen im Tibbetts Brook Park in Yonkers, New York. Vielleicht erweckte eine vertraute Aktivität im Kreis anderer Deutschsprachiger an einem Ort, der ein Badehaus im Neu-Tudorstil zu bieten hatte, Erinnerungen an bessere Tage in Europa: Trotz ihrer traumatischen Erfahrungen unter dem Naziregime und ihres erzwungenen Weggangs fühlten sich viele deutsche Juden ihrer europäischen Heimat kulturell weiterhin zutiefst verbunden.

Wagnis Amerika

Ein Freund drängt zum Aufbruch.

„Mein schönster Traum ist, dass alle Menschen, die ich gerne habe, in meiner Nähe leben sollen.“

New York/Berlin

Mit der Anzahl der jüdischen Emigranten aus Deutschland nahm auch die Korrespondenz zwischen Freunden und Verwandten zu, die das Land bereits verlassen hatten, und denjenigen, die zurückgeblieben waren. In diesem handgeschriebenen Brief vom 23. Januar legt Mikloś Ehrenfeld seinem Freund Kunibert in Berlin nahe, trotz seiner guten Stellung Deutschland zu verlassen und nach Amerika zu kommen. Als Hauptzwecke nennt er Selbstverwirklichung und die Verfolgung persönlicher Träume. Dies, so meinte er, sei in Deutschland derzeit nicht möglich.

Ein Tipp aus New York

Überweisungen an jüdische Empfänger in Nazi-Deutschland

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Benutzung der Haavaramark die jüdische Auswanderung aus Deutschland fördert.

New York

Ein Vertreter des New Yorker Büros der Intria International Trade & Investment Agency Ltd., London, legt einer Klientin in New York nahe, für „Überweisungen an Personen jüdischer Herkunft, die in Deutschland wohnen“, die „Haavaramark“ zu nutzen. Das Haavara (Transfer) -Abkommen war 1933 zwischen zionistischen Vertretern und den Nazis geschlossen worden: Es ermöglichte den Auswanderen, Geld auf ein deutsches Konto einzuzahlen, das für den Import deutscher Waren nach Palästina verwendet wurde. Der Erlös aus dem Verkauf dieser Waren in Palästina, abzüglich von Kosten, wurde an die Neueinwanderer ausgezahlt.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Familie Ludwig Rosenberger, AR 5824

Original:

Archivbox 1, Ordner 25

Willkürliche Zerreissproben

Der kleine Herbert wartet auf ein Visum

Erinnert Papa sich noch an den „Mistkäfer“ wo Herr M. sagte, dass er niemals aus Deutschland herausginge und in Deutschland eine Judenkolonie gebaut werden sollte? Scheinbar hat er sich's jetzt anders überlegt.

Zürich/New York

Herbert Freeman wurde am 13. Dezember 1925 als Herbert Friedmann in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater Leo Friedmann wanderte als erster nach Amerika aus. Die Mutter, Herbert und sein Bruder beantragten in Stuttgart ihre Visa. Bei der obligatorischen Untersuchung wurde der kerngesunde Herbert als „Tuberkuloseträger“ diagnostiziert und durfte nicht mitkommen, als seine Mutter und seine Bruder 1936 die Reise nach Amerika antraten. Nach mehreren weiteren erfolglosen Versuchen wurde der zwölfjährige Herbert nach Zürich geschickt, um die Stuttgarter US-Botschaft zu umgehen (die Erlaubnis, den Antrag außerhalb Deutschlands zu stellen, war nicht zuletzt der Intervention Albert Einsteins zu verdanken). Den Brief schrieb er während seines Aufenthaltes in der Schweiz. Er erwähnt seinen bevorstehenden Besuch im Konsulat und die erneute Beantragung eines Visums und beschreibt die Zeit der Trennung von der Familie.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Familie Herbert Freeman, AR 25346

Original:

Archivbox 1, Ordner 4

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