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Harold MacMichael

Ein neuer britischer Hochkommissar für Palästina

Jerusalem

Diese Radierung des deutsch-jüdischen Künstlers Hermann Struck zeigt den fünften britischen Hochkommissar für Palästina, Harold MacMichael, der am 03. März 1938 sein Amt antrat. Zuvor hatte MacMichael verschiedene Posten in Afrika innegehabt. Der Hochkommissar war der höchstrangige Vertreter des Empire in Palästina zur Zeit des Völkerbundmandats. Der Schöpfer des Portraits, Hermann Struck, orthodox und früh dem Zionismus zugewandt, war bereits 1923 nach Palästina ausgewandert und hatte sich in Haifa niedergelassen. Er war besonders für seine meisterhaften Radierungen bekannt. Künstler wie Chagall, Liebermann und Ury hatten sich von ihm in dieser Technik unterweisen lassen.

Drei jüdische Muttersprachen

Ein Tel-Aviver Schauspieler bringt „junge palästinensische Poesie“ nach New York

„Insbesondere seine hebräischen Programmnummern dürften stärkster Aufmerksamkeit begegnen, weil wohl noch kein Schauspieler in New York Bibel und moderne Poesie in hebräischer Sprache so vollendet vorgetragen hat.”

New York City

Nur wenige unter dem New Yorker Einwandererpublikum, das zu einer dreisprachigen Veranstaltung der Theodor Herzl Society erwartet wurde, waren je hebräischen Muttersprachlern begegnet: Kein Wunder also, dass der „Aufbau” annahm, der hebräische Teil werde die größte Attraktion darstellen. Der Künstler des Abends, der Schauspieler Albert Klar (Sklarz), geboren und aufgewachsen in Tel Aviv, hatte seine Karriere in Berlin unter namhaften Regisseuren wie Reinhardt und Piscator begonnen. Nach New York war er Dank der Einladung des großen jiddischen Schauspielers Morris Schwartz gelangt, der ihn an sein Yiddish Art Theatre engagiert hatte. Der Veranstaltungsort war Ansche Chesed, eine von deutschen Einwanderern gegründete Synagoge auf der Upper West Side.

Verschonung in Italien?

Italienischer Antisemitismus richtet sich nicht gegen lokale Juden, laut Bericht

„Die in Italien existierende antisemitische Bewegung sei nicht gegen die italienischen Juden, sondern gegen das bekanntermaßen antifaschistische Weltjudentum gerichtet. Die Bewegung trage überdies einen mehr politischen als rassefeindlichen Charakter.“

Rom

Die orthodoxe „Jüdische Presse“ zitiert eine beruhigende Einschätzung der Amtlichen Nachrichtenstelle zur Situation der Juden in Italien: wohl gebe es dort „wie überall anderswo“ eine antisemitische Bewegung, doch sei diese sehr gemäßigt, und anstatt die italienischen Juden ins Visier zu nehmen, stelle es sich dem „Weltjudentum“ entgegen, das bekanntermaßen antifaschistisch sei. Interessanterweise wird der gemäßigte Charakter der antisemitischen Bewegung auf die Abwesenheit einer „jüdischen Bewegung“ zurückgeführt: Tatsächlich hatte der Zionismus in Italien sehr wenige Anhänger und zwischen 1926 und 1938 waren nur 151 italienische Juden nach Palästina ausgewandert.

„Nur keine Angst, ich werde es schon schaffen!“

Mit der Jugend-Alija treten Kinder die Reise nach Palästina an

“Joy and pain are fighting against each other, as are courage and fear, mourning and hopefulness. One cries, the other laughs. Here the pain of separation is stronger, there the self-painted picture of the future outshines all grief of separation.”

Berlin

Kaum waren die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 an die Macht gekommen, gründete Recha Freier in Berlin die „Jüdische Jugendhilfe“, die bald unter dem Namen „Jugend-Alija“ bekannt wurde. Das Ziel der Organisation war, jüdische Kinder, die die Grundschule hinter sich hatten, in Palästina in Sicherheit zu bringen. In der Jugendbeilage des „Israelitischen Familienblattes“ vom 17. Februar 1938 werden die Gefühle der Kinder beim Aufbruch nach Eretz Israel beschrieben: Nicht nur mussten sie mit dem Abschied von Eltern und Familie fertigwerden, sondern auch mit der Ungewissheit, was die Zukunft bringen würde.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

“Aufbruch der Jugend”, B1032

Original:

Jg. 4, Nr. 2

Kibbutz Giv’at Brenner

Deutsche Juden finden ein neues Zuhause in Palästina

Giv'at Brenner

Der Kibbutz „Giv’at Brenner” wurde 1928 von jungen Einwanderern aus Polen und Litauen errichtet, denen sich kurz später eine Gruppe aus Deutschland anschloss. Wie in vielen Kibbutzim waren die Lebensbedingungen in Giv’at Brenner zunächst schwierig, was einige Mitglieder dazu veranlasste, den Kibbutz zu verlassen. In den dreißiger Jahren wuchs der Kibbutz durch die Aufnahme von Neueinwanderern. Im Laufe der Zeit entwickelten sich eine erfolgreiche Landwirtschaft und verschiedene industrielle Unternehmen, wie eine Konservenfabrik und eine Fabrik für Bewässerungsanlagen. Das Bild zeigt die Schreinerei des Kibbutz im Jahr 1938. Eine Besonderheit war „Beit Jescha“, ein vegetarisches Genesungsheim, das Mitte der dreißiger Jahre eingerichtet wurde und das erste seiner Art in einem Kibbutz war.

Das Maul der Hydra

Alte Diskussionen um den Zionismus und Assimilierung werden angesichts des zunehmenden Antisemitismus wieder hitzig.

„Erst der Einbruch des jüdisch-nationalen Zionismus, die Vereinigung Polens mit russischen Gebieten, mit den 'Litwakis‘, öffnete der antisemitischen Hydra das dreckspeiende Maul. Vom politischen Zionismus her bekamen sie die Legitimation für die Behauptung vom 'fremden' Volk.“

Warschau

Einen Monat vor dem Anschluss ermahnt die österreichisch-jüdische Wochenzeitung „Die Wahrheit“ die österreichischen Juden, von der Entwicklung des Antisemitismus in Polen zu lernen. Das Blatt, das seit den zwanziger Jahren für Integration eingetreten war und sich vom Zionismus distanziert hatte, sieht den Zionismus als gefährlichen Bruch mit der polnisch-jüdischen Geschichte: In der Vergangenheit, so der Autor, der sich als polnischer Jude zu erkennen gibt, hätten sich die Juden in Polen durch Vaterlandsliebe und Einsatz für nationale Belange eingesetzt. Die Hinwendung zu Palästina erwecke den Eindruck mangelnder Loyalität und gebe daher den Judenhassern Munition. Überdies beschuldigt der Artikel die Zionisten, ungebührlichen Druck auf andersdenkende Juden auszuüben.

Ich und Du—trotz allem

Martin Bubers letzter Geburtstag in Deutschland

Heppenheim

Der Religionsphilosoph Martin Buber wurde am 8. Februar 1878 in Wien geboren. Während sein wohl bekanntestes Werk „Ich und Du“ ist, schuf er außerdem in Zusammenarbeit mit Franz Rosenzweig eine neue Übersetzung der Hebräischen Bibel ins Deutsche. Unter der jüdischen Jugend in Deutschland war Buber so populär, dass zur Beschreibung des Phänomens der Begriff „Bubertät“ aufkam. Buber war unter den Fürsprechern eines binationalen Staates in Palästina. 1925 gründete er gemeinsam mit Gershom Scholem, Robert Weltsch, Hugo Bergmann, Ernst Simon und anderen „Brit Shalom“, eine Organisation, die arabisch-jüdische Koexistenz auf der Basis von Gerechtigkeit und Gleichheit anstrebte. Am 8. Februar feierte er seinen 50., und wie sich bald herausstellte letzten, Geburtstag in Deutschland.

Palästina

Überwältigende Landschaften und blutige Unruhen

Haifa

Dieses Gemälde des in Haifa ansässigen Künstlers Hermann Struck zeigt eine der ikonischen Landschaften des Heiligen Landes, das Tote Meer, und dessen Umgebung. Struck war einer der wenigen deutschen Juden, die bereits vor 1933 nach Palästina ausgewandert waren. Was das Bild nicht reflektiert, ist die komplizierte Situation in Palästina Ende der dreißiger Jahre: Aufgrund des wachsenden Zustroms jüdischer Einwanderer im Allgemeinen und, ab 1933, deutscher Juden im Besonderen, wuchsen die Spannungen zwischen Juden und Arabern und zwischen den Arabern und der britischen Mandatsmacht. Die gewalttätigen Ausschreitungen zwischen den Gruppen kulminierten in einem arabischen Aufstand in den Jahren 1936-1939. Dies führte dazu, dass die britische Mandatsregierung auf der Basis ihres „Weißbuches“ im Jahr 1939 noch weniger Juden die Einreise ins Land gestattete als in den Vorjahren. Einwanderungswillige deutsche Juden mussten auf eine neue Quote warten, während andere Emigrationsmöglichkeiten stetig schwanden.

Zwischenstopp Venedig

Europa bleibt wichtiger Bezungspunkt für jüdische Emigranten in Palästina.

Palästina/Venedig/Essen

Als Julius Ostberg (link to Jan. 15 entry) im Januar 1938 zu Besuch nach Palästina kam, hatte seine Tochter Ilse bereits vier Jahre dort gelebt. Sie wurde 1912 geboren und verbrachte ihre ersten 22 Jahre in Essen. Nach ihrer Auswanderung aus Deutschland im Jahr 1934 und ihrer Niederlassung in Palästina fuhr sie in den folgenden Jahren wie andere europäische Juden weiterhin nach Europa zu Besuch. Die hier gezeigten Photos entstanden 1937 bei einer Zwischenlandung in Venedig auf der Rückreise nach Palästina.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Ilse Gamper, AR 25243

Original:

Archivbox 1, Ordner 29

Keine Hoffnung im Osten

Das polnische Parlament plant, Juden in Polen des Landes zu verweisen.

Der Referent Walewski teilte mit, dass in den Jahren 1926 bis 1936 im Durchschnitt jährlich 18.000 Juden, d.h. 60 Prozent des natürlichen Zuwachses der jüdischen Bevölkerung, das Land verlassen hätten. Er forderte jedoch die jährliche Auswanderung von mindestens 100.000 Juden und schätzte die Zahl derer, die zur Auswanderung gebracht werden müssen, auf 1 Million.

Warschau

Während sich die Situation der Juden in Deutschland von Tag zu Tag verschlechterte, machte sich auch in anderen europäischen Ländern der Antisemitismus breit. Im benachbarten Polen wurden antisemitische Stimmen im öffentlichen Leben immer lauter. Wie die C.V.-Zeitung, das Organ des Zentralvereins der Juden in Deutschland berichtete, zeigte das Unterhaus des polnischen Parlaments, der Sejm, seine anti-jüdische Gesinnung in Form eines Plans, die Juden aus dem Land zu vertreiben. Es wurde die Auswanderung von jährlich mindestens 100.000 Juden gefordert. Neben Palästina wurde auch Madagaskar als Aufnahmeland diskutiert. Ministerpräsident Sławoj Składkowski warf den Juden vor, sie selbst seien verantwortlich für die „unerfreulichen Ereignisse“ (womit er vermutlich die zahlreichen Fälle physischer Gewalt gegen Juden meinte), da sie nicht genug Verständnis für die polnischen Bauern an den Tag legten, die gleich den Juden selbst nach einem höheren Lebensstandard strebten.

Die vielen Leben des Leo Perutz

Der Verlust des deutschen Absatzmarktes zwingt zur Auswanderung

„Denn es ist die menschliche Natur, selbst in der äußersten Not einen Funken der Hoffnung zu sehen und ihn zur Flamme zu machen.” ― Leo Perutz, Nachts unter der steinernen Brücke

Wien/Tel Aviv

Leo Perutz kann auf vielfältige Weise beschrieben werden: als Romancier, als Mathematiker, als gebürtiger Prager, als Schach-Liebhaber – um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Als Schriftsteller wurde er von Kollegen und Millionen von Lesern bewundert: So groß war sein Erfolg, dass er sich 1923 entschloss, seinen Brotberuf als Versicherungsmathematiker aufzugeben. Die Weltwirtschaftskrise traf ihn schwer, da sie sich nicht nur negativ auf den Buchhandel auswirkte sondern auch die Familienfirma, an der er beteiligt war, weniger profitabel machte. Zu allem Unglück verlor sein jüdischer Verleger, Paul Zsolnay, nach der Machtergreifung mit Deutschland seinen größten Absatzmarkt. Dies ist eines der letzten Fotos von Perutz vor seiner Emigration nach Palästina in 1938.

Jahreschronik 1938

Aktion „Arbeitsscheu Reich”

Plakat des Reichsarbeitsdiensts, 1938.

Heinrich Himmler kündigt einen „einmaligen, umfassenden und überraschenden Zugriff“ auf die „Arbeitsscheuen” an. Arbeitsscheu waren demnach alle Männer im arbeitsfähigen Alter, die zweimal einen ihnen angebotenen Arbeitsplatz abgelehnt oder nach kurzer Zeit aufgegeben hatten. Mit der Durchführung dieser Aktion wird die Gestapo beauftragt, die die nötigen Informationen im Zusammenwirken mit den Arbeitsämtern besorgt. Vom 21. bis 30. April werden reichsweit zwischen 1500 und 2000 Männer als arbeitsscheu identifiziert und im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Ein Haftprüfungstermin ist erst binnen des zweiten Haftjahres vorgesehen.

Zur Jahreschronik 1938

Nirgends sicher

Dramatische Ereignisse in Palästina

In einer Vorstadt Jerusalems wurde am vergangenen Sonntag ein jüdischer Hilfspolizist, Samuel Levi, getötet und ein anderer Hilfspolizist verwundet. Vor einem jüdischen Arbeiterrestaurant in der Ben Jehuda-Strasse wurde eine Bombe geworfen, die platzte, ohne Schaden anzurichten.

Jerusalem

Wenn deutsche Juden im Januar die verschiedenen Emigrationsmöglichkeiten abwogen, konnte vielen von ihnen Palästina wie ein gefährlicher Ort erscheinen. Wie die Jüdische Rundschau in diesem Monat berichtete, ereigneten sich in vielen Orten in Palästina Angriffe auf jüdische Einwohner und Zusammenstöße zwischen Juden und Arabern. Abgesehen vom lokalen Widerstand erwähnt das Blatt syrische Terroristen, Waffenschmuggel aus Libyen und die Weigerung der ägyptischen Regierung, direkte jüdisch-arabische Verhandlungen zu führen. Angesichts dieser Tatsachen konnte den künftigen Auswanderern die Emigration nach Palästina eher wie eine Reise vom Regen in die Traufe denn als das Aufsuchen eines sicheren Zufluchtsorts vorkommen.

Ein anzüglicher Auftritt

Deutsche Juden am Strand in Palästina

Vati zu Besuch

Essen/Palästina

Julius Ostberg war der Inhaber einer Uniform- und Mantelfabrik in Essen. Im Januar 1938 besuchte er seine Tochter Ilse in Palästina. Er dachte nicht daran, auf seinen Anzug zu verzichten, der unter deutschen Juden für Korrektheit und guten Geschmack stand und bei Juden anderer Nationalitäten Spott hervorrief. Auf diesem Strandfoto zeigt sich Herr Ostberg trotz der zwanglosen Umgebung in formeller Kleidung, bestehend aus Anzug und Krawatte.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Ilse Gamper, AR 25243

Original:

Archivbox 1, Ordner 29

Ein Tipp aus New York

Überweisungen an jüdische Empfänger in Nazi-Deutschland

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Benutzung der Haavaramark die jüdische Auswanderung aus Deutschland fördert.

New York

Ein Vertreter des New Yorker Büros der Intria International Trade & Investment Agency Ltd., London, legt einer Klientin in New York nahe, für „Überweisungen an Personen jüdischer Herkunft, die in Deutschland wohnen“, die „Haavaramark“ zu nutzen. Das Haavara (Transfer) -Abkommen war 1933 zwischen zionistischen Vertretern und den Nazis geschlossen worden: Es ermöglichte den Auswanderen, Geld auf ein deutsches Konto einzuzahlen, das für den Import deutscher Waren nach Palästina verwendet wurde. Der Erlös aus dem Verkauf dieser Waren in Palästina, abzüglich von Kosten, wurde an die Neueinwanderer ausgezahlt.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Familie Ludwig Rosenberger, AR 5824

Original:

Archivbox 1, Ordner 25

Die Zeichen der Zeitung

Das Reisebüro in der Meinekestraße: Südamerika, Columbien, Ecuador, Bolivien, Peru, and Chile

„Nach Süd-Amerika Westküste, Columbien-Ecuador-Bolivien-Peru-Chile“

Hamburg

Wenn Zeitungsanzeigen die wichtigsten Bedürfnisse der Bevölkerung reflektieren, ist das Berliner Jüdische Gemeindeblatt ein perfektes Beispiel solcher Bedürfnisse in Krisenzeiten. Als sich 1938 die meisten in Deutschland verbliebenen Juden auf die Emigration vorbereiteten oder aktiv nach Wegen suchten, das Land zu verlassen, musste sich dies auch in der Presse niederschlagen. Anzeigen von Schiffahrtsgesellschaften dominierten die kommerziellen Seiten der Zeitungen. Die Haupt-Reiseziele deutsch-jüdischer Emigranten waren Palästina sowie Nord- und Südamerika.

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