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Die Schlinge zieht sich zu

Die Reichsvertretung der Deutschen Juden appelliert an die Regierung

„Ein beträchtlicher Teil der Judenheit in Deutschland, die überwiegend aus älteren Menschen besteht, ist nicht imstande zu emigrieren und wird seine Tage in Deutschland beenden. Wenn er dem staatlichen Wohlfahrtswesen nicht zur Last fallen soll, darf er nicht vollkommen von allen Erwerbsmöglichkeiten ausgeschlossen werden. Selbst die Fortsetzung einer geordneten Auswanderung - und nur dies hält die Tore der Auswanderung offen - ist nur dann möglich, wenn die wirtschaftliche Existenzgrundlage der Juden nicht weiter beschränkt wird.”

Berlin

Die zunächst so genannte Reichsvertretung der Deutschen Juden war im September 1933 als Interessenvertretung gegründet worden. Nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze musste sie sich in „Reichsvertretung der Juden in Deutschland“ umbenennen. Ihr Präsident war Rabbiner Leo Baeck. Infolge der zunehmenden Verarmung der jüdischen Bevölkerung, der systematisch die Erwerbsmöglichkeiten entzogen wurden, appellierte die Reichsvertretung der Juden in Deutschland an die Regierung, von weiteren Einschränkungen abzusehen: nicht genug damit, dass die fortschreitende Erwerbslosigkeit eine Belastung für das Wohlfahrtssystem bedeute, sie mache auch die Auswanderung unmöglich.

Willkürliche Zerreissproben

Der kleine Herbert wartet auf ein Visum

Erinnert Papa sich noch an den „Mistkäfer“ wo Herr M. sagte, dass er niemals aus Deutschland herausginge und in Deutschland eine Judenkolonie gebaut werden sollte? Scheinbar hat er sich's jetzt anders überlegt.

Zürich/New York

Herbert Freeman wurde am 13. Dezember 1925 als Herbert Friedmann in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater Leo Friedmann wanderte als erster nach Amerika aus. Die Mutter, Herbert und sein Bruder beantragten in Stuttgart ihre Visa. Bei der obligatorischen Untersuchung wurde der kerngesunde Herbert als „Tuberkuloseträger“ diagnostiziert und durfte nicht mitkommen, als seine Mutter und seine Bruder 1936 die Reise nach Amerika antraten. Nach mehreren weiteren erfolglosen Versuchen wurde der zwölfjährige Herbert nach Zürich geschickt, um die Stuttgarter US-Botschaft zu umgehen (die Erlaubnis, den Antrag außerhalb Deutschlands zu stellen, war nicht zuletzt der Intervention Albert Einsteins zu verdanken). Den Brief schrieb er während seines Aufenthaltes in der Schweiz. Er erwähnt seinen bevorstehenden Besuch im Konsulat und die erneute Beantragung eines Visums und beschreibt die Zeit der Trennung von der Familie.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Familie Herbert Freeman, AR 25346

Original:

Archivbox 1, Ordner 4

„Gibt’s einen, der verlässlich ist?“

Theater als letzte kulturelle Zufluchtstätte

Berlin

Während Juden in Deutschland festgenommen oder zum Verlassen des Landes gezwungen wurden, gehörten die Aufführungen der Zweigstellen des Jüdischen Kulturbunds zu den wenigen Zufluchtsorten, wo Juden wie früher in den Genuss von Kultur kommen konnten. In der Spielzeit 1937/38 führte der Jüdische Kulturbund Berlin u.a. Tschaikowskis Eugen Onegin (Regie: Dr. Kurt Singer) und Scribes Zweikampf der Liebe (Regie: Fritz Wisten) auf. Seit 1935 war die Spielstätte des Kulturbunds das Theater in der Kommandantenstraße 57 (Kreuzberg), dem früheren Herrnfeld-Theater, in dem einst jüdisches Boulevard-Theater gespielt worden war.

Wo Kraft und Freude fliessen

„Eine Stätte der Sammlung, der Erhebung und damit auch der Lebensbejahung und -freudigkeit“: Das neue jüdische Gemeinschaftshaus in Hamburg

„Wir sind verantwortlich für die Geister und Gemüter der Menschen, die nicht zertreten werden dürfen in den Nöten und Sorgen des Alltags, die nicht zermalmt werden dürfen von dem Kleinkrieg des Lebens, die nicht verloren gehen dürfen in trüber Luft und in unruhigem Treiben.“

Hamburg

In seiner Eröffnungsrede bei der Einweihungszeremonie für das neue jüdische Gemeinschaftszentrum in Hamburg beschreibt Max M. Warburg, Sohn einer berühmten Bankiersfamilie, die Herausforderungen, vor denen die Gemeinschaft steht und formuliert die Aufgabe des Gebäudes und seiner Leitung. Warburg, der das Theater nicht nur als Quelle von „Erhebung und Freude“ sondern auch von „moralischer Kraft“ versteht, erklärt, das Gemeinschaftshaus solle in erster Linie den Aufführungen der Musiker und Schauspieler des Jüdischen Kulturbunds eine Heimstätte bieten.

In den Erfolg vertrieben

Das geteilte Schicksal deutsch-jüdischer Emigranten: Albert Einstein und Lotte Jacobi

„Autoritätsdusel ist der größte Feind der Wahrheit.” —Albert Einstein

Princeton, New Jersey

Die Person vor der Linse der Kamera und die Fotografin teilten ein Schicksal, das vielen Tausenden von deutschen Juden gemeinsam war: kurz nach der Machtübernahme der Nazis 1933 entschloss sich Albert Einstein, permanent in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Er übernahm einen Posten als Professor für theoretische Physik an dem Institute for Advanced Study in Princeton, wo fünf Jahre später dieses Foto entstand. Angesichts der immer schwierigeren Umstände nach der Machtergreifung verließ 1935 auch die Fotografin Lotte Jacobi Deutschland und wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Das Angebot der Nazis, sie zur „Ehrenarierin“ zu ernennen, überzeugte sie nicht. In Berlin ließ sie ein Atelier zurück, das sie gemeinsam mit ihrer Schwester Ruth geführt hatte, die ebenfalls eine versierte Fotografin war. Unter den vielen prominenten Persönlichkeiten, die Lotte Jacobi fotografierte, waren Marc Chagall, Martin Buber, Eleanor Roosevelt, Thomas Mann und Kurt Weill.

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