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Ein jüdisches Filminstitut?

Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda tut seinen Job

Berlin

Laut einem Bericht der Jewish Telegraphic Agency genehmigte das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda am 21. April die Einrichtung eines Jüdischen Filminstituts. Der Name war irreführend: Es war nicht zur kulturellen Bereicherung der jüdischen Öffentlichkeit gedacht. Der Hauptzweck des Instituts sollte die Produktion von Filmen sein, die das Leben in Palästina zeigten und deutsche Juden zur Emigration drängten. Mit anderen Worten, der Plan war ein weiterer Teil der Strategie der Nazis, Deutschlands Juden „aus dem Weg zu räumen“. Zur selben Zeit erklärte „Der Stürmer“, eines der schärfsten antisemitischen Blätter in Nazi-Deutschland, Juden müsse der Zutritt zu Kinos und Theatern verwehrt werden.

Solidarität, Selbstorganisation, Spendensammeln

Jüdische Wohlfahrtsorganisationen fangen viel auf

Berlin

1938 war die Fähigkeit der Juden, in Deutschland ihren Lebensunterhalt zu verdienen, erheblich eingeschränkt: Eine Reihe von Gesetzen zielte darauf ab, sie zu demütigen, zu isolieren und in die Armut abzudrängen. Während nicht alle Juden in gleichem Maß von diesen Veränderungen betroffen waren, nahm die Anzahl der Juden, die auf die Dienste von Wohlfahrtsorganisationen, wie z.B. die jüdische Winterhilfe, angewiesen waren, ständig zu. Das Ausmaß der Solidarität und die Unterstützung für die Winterhilfe waren bemerkenswert. Ein großer Teil des Geldes kam aus Kleinspenden, und der Kulturbund gestaltete kulturelle Veranstaltungen, um die Organisation zu unterstützen. Freiwillige aus Frauen- und Jugendorganisationen halfen beim Spendensammeln.

Religion, Kultur und das Ringen um Menschenwürde

Die Synagoge der Prinzregentenstrasse im notgedrungenen Wandel.

Berlin

Diese Zeichnung zeigt das Innere der Synagoge Prinzregentenstraße in Berlin Wilmersdorf. Das 1930 erbaute Gebäude war darauf angelegt, die Bedürfnisse einer liberalen Gemeinde zu erfüllen. Wie auf dem Bild zu sehen, war die Synagoge mit einer prächtigen Orgel ausgestattet. Rabbiner Leo Baeck hielt die Festpredigt bei der Eröffnungszeremonie. Nach 1933, als die Juden mehr und mehr aus dem Kulturleben verdrängt zu werden begannen, wurde die Synagoge Prinzregentenstraße auch zu einem jüdischen Kulturzentrum.

Der 48. Geburtstag Karl Adlers

Das Jüdische Lehrhaus Stuttgart

Stuttgart

Karl Adler wurde am 25. Januar 1890 in Buttenhausen (Württemberg) geboren. Er studierte Musik am Konservatorium in Stuttgart, dessen Direktor er 1921 wurde. Auch gehörte er zu den Gründern des „Vereins zur Förderung der Volksbildung“, der sich für die Erwachsenenbildung einsetzte, und leitete dessen Musikabteilung. 1926 war er maßgeblich an der Gründung des Stuttgarter Jüdischen Lehrhauses beteiligt. Nach seiner Entlassung vom Konservatorium 1933 initiierte und leitete er die Stuttgarter Jüdische Kunstgemeinschaft. 1935 wurde er Musikdezernent der Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung, einer Abteilung der Reichsvertretung der Juden in Deutschland.

QUELLE

Institution:

Leo Baeck Institute – New York | Berlin

Sammlung:

Sammlung Leopold Levi, AR 1929

Original:

ALB-OS 19, F 84099

Alles möglich im Theater

Im Theater des Berliner Kulturbunds gewinnt der Machtlose über seinen Gegenspieler.

Berlin

Mit Adolphe Adams komischer Oper „Wenn ich König wär“ und Ladislaus Bus-Feketes Schauspiel „Kap der Guten Hoffnung“ bot der Berliner Kulturbund seinen Gästen heitere Ablenkungen von der schwierigen Situation. Sicher war das jüdische Publikum in Berlin im Jahr 1938 empfänglich für eine Oper, in der der machtlose aber ehrliche Held gewinnt und der Bösewicht seine wohlverdiente Strafe bekommt.

Normalität per Spielplan

Die Berliner jüdische Gemeinde: Zwischen praktischen und intellektuellen Bedürfnissen

Berlin

Die Januar-Ausgabe des Monatsblattes des Berliner Kulturbunds vermittelt ein Gefühl der Normalität: lokale Geschäfte werben für Waren und Dienstleistungen wie Kosmetikartikel, Damenmode und Autoreparaturen, während beim Kulturbund Eugene Scribes „Zweikampf der Liebe“ auf dem Spielplan steht. Die Komödie muss für eine willkommene Atempause von der besorgniserregenden Situation gesorgt haben.

„Gibt’s einen, der verlässlich ist?“

Theater als letzte kulturelle Zufluchtstätte

Berlin

Während Juden in Deutschland festgenommen oder zum Verlassen des Landes gezwungen wurden, gehörten die Aufführungen der Zweigstellen des Jüdischen Kulturbunds zu den wenigen Zufluchtsorten, wo Juden wie früher in den Genuss von Kultur kommen konnten. In der Spielzeit 1937/38 führte der Jüdische Kulturbund Berlin u.a. Tschaikowskis Eugen Onegin (Regie: Dr. Kurt Singer) und Scribes Zweikampf der Liebe (Regie: Fritz Wisten) auf. Seit 1935 war die Spielstätte des Kulturbunds das Theater in der Kommandantenstraße 57 (Kreuzberg), dem früheren Herrnfeld-Theater, in dem einst jüdisches Boulevard-Theater gespielt worden war.

Wo Kraft und Freude fliessen

„Eine Stätte der Sammlung, der Erhebung und damit auch der Lebensbejahung und -freudigkeit“: Das neue jüdische Gemeinschaftshaus in Hamburg

„Wir sind verantwortlich für die Geister und Gemüter der Menschen, die nicht zertreten werden dürfen in den Nöten und Sorgen des Alltags, die nicht zermalmt werden dürfen von dem Kleinkrieg des Lebens, die nicht verloren gehen dürfen in trüber Luft und in unruhigem Treiben.“

Hamburg

In seiner Eröffnungsrede bei der Einweihungszeremonie für das neue jüdische Gemeinschaftszentrum in Hamburg beschreibt Max M. Warburg, Sohn einer berühmten Bankiersfamilie, die Herausforderungen, vor denen die Gemeinschaft steht und formuliert die Aufgabe des Gebäudes und seiner Leitung. Warburg, der das Theater nicht nur als Quelle von „Erhebung und Freude“ sondern auch von „moralischer Kraft“ versteht, erklärt, das Gemeinschaftshaus solle in erster Linie den Aufführungen der Musiker und Schauspieler des Jüdischen Kulturbunds eine Heimstätte bieten.

Künstlerische Gängelung

Werner Dambitsch und sein „Excentric Jazz Orchestra"

Dieser Ausweis berechtigt zur Mitwirkung bei jüdischen Veranstaltungen. Der Inhaber ist zur Betätigung zugelassen, ohne dass der Reichsverband für eine Beschäftigung garantiert.

Breslau/ Berlin

Werner Wilhelm Dambitsch wurde am 23. Juni 1913 in Breslau (heute Wrocław, Polen) geboren. Von frühester Jugend an war Werner an Musik interessiert, aber sein erstes Instrument, ein Saxophon, musste sich der Neunzehnjährige 1932 mit selbstverdientem Geld kaufen. Gemeinsam mit vier Freunden gründete er das “Excentric [sic] Jazz Orchester”. Um auftreten zu können, musste die Combo dem “Reichsverband der jüdischen Kulturbünde in Deutschland” beitreten und wurde gezwungen, sich in “Erstes jüdisches Jazz-Orchester” umzubenennen. Während die Organisation kein geregeltes Einkommen und Beschäftigung garantierte, ermöglichte sie den Künstlern doch zumindest, bei Veranstaltungen für das jüdische Publikum aufzutreten.

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