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Deutschsprachige Jüdinnen und Juden zeichneten sich sowohl durch ihre herausragenden individuellen als auch kollektiven Leistungen aus. Ihr Wirken prägte die europäische Moderne und deren Entwicklungen im Bereich der Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik nachhaltig. Diese bis in die Gegenwart reichende Bedeutung zeigt sich unter anderem an Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Sigmund Freud und Franz Kafka.

Das Leo Baeck Institute hat sich der Bewahrung und dem Erschließen dieses außergewöhnlichen Erbes verschrieben. Zu diesem Zwecke wurden bereits über 3,5 Millionen Seiten aus den Beständen digitalisiert. Darunter befinden sich gleichermaßen seltene Folianten aus der Renaissance, Schriftstücke geistiger Koryphäen, historische Dokumente, Annalen der Gemeinden als auch persönliche Korrespondenz von Durchschnittsbürgern. Somit stellen die veröffentlichten Dokumente nicht nur einen Querschnitt durch die Bevölkerung dar sondern gewähren einen einzigartigen Einblick in die damaligen Lebensumstände und deren Wahrnehmung durch Zeitgenossen.
Neben dem Erhalt der Sammlungen fördert das Leo Baeck Institute auch die Erforschung und die Beschäftigung mit deutsch-jüdischer Geschichte durch öffentliche Programme, Ausstellungen und die aktive Unterstützung von Wissenschaftlern und Forschung.

Zur Gründungsgeschichte

Das Leo Baeck Institute wurde 1955 von deutsch-jüdischen Emigrantinnen und Emigranten gegründet, die zu den führenden Intellektuellen ihrer Zeit zählten: Unter ihnen befanden sich Martin Buber, Max Grunewald, Hannah Arendt und Robert Weltsch. Sie alle waren entschlossen, das kulturelle Vermächtnis des durch den Holocaust nahezu ausgelöschten deutsch-sprachigen Judentums zu bewahren. Die Gründer benannten das Institut nach dem Rabbiner Leo Baeck, dem letzten führenden Repräsentanten der jüdischen Gemeinden im Nationalsozialismus. Leo Baeck wurde zum ersten Präsidenten des Instituts berufen, dessen Zentren gleichzeitig in New York, London und Jerusalem entstanden.

Eine große Besonderheit des Instituts ist dessen Sammlungsgeschichte und die daraus resultierende Zusammensetzung der Bestände. Der Großteil der im Leo Baeck Institute erhaltenen Objekte wurde von jüdischen Flüchtlingen selbst oder ihren Nachkommen in die Obhut des Instituts übergeben. Die derart bewahrten deutschsprachigen Dokumente, Bücher, Aufzeichnungen und Erinnerungsstücke haben ihre früheren Besitzer mitunter durch mehrfaches Exil begleitet und verdeutlichen wie stark die emotionale und psychologische Verbundenheit zur verlorene Heimat war – trotz Brüchen, Entwurzelung und Trauma.